Als Michael Schumacher 2006 seinen Rücktritt aus der Formel 1 bekanntgab, fragte ich meinen Vater, warum er denn aufhöre, obwohl er doch noch so gut sei. Er antwortete mir:
„Die Kunst ist, dann aufzuhören, wenn man auf dem Höhepunkt angekommen ist.“
Vor allem im Sport scheint das richtig zu sein. Aber nun stellt euch mal vor, man würde das z.B. auf die Ehe beziehen… Da ist es vor allem wichtig NACH den Höhen gut weiter zu machen. Aber wie sieht das im Job aus? Ist es mit der Arbeit eher wie bei der Karriere eines Spitzensportlers oder wie in der Ehe?
Ich habe letztens das Statement gehört: „Ich bin mit meiner Arbeit verheiratet.“ Das hat mich ins Nachdenken gebracht: Vor allem im geistlichen Bereich ist es unfassbar leicht, mit der Arbeit verheiratet zu sein. Es ist eine Arbeit, die man vor allem aufgrund der eigenen Überzeugung macht. Sie ist eine Mischung aus Sinnstiftung, einer Berufung und Leidenschaft. Aber ich kam doch sofort zu dem Schluss:
Ich bin nicht mit meiner Arbeit bei Cambio verheiratet.
Sie macht mir Spaß, fordert mich heraus, fördert mich, liegt mir und ich erkenne den tieferen Sinn darin. Als der Moment kam, in dem Lene und ich entschieden haben, dass unsere Zeit bei Cambio zu Ende geht, konnte ich diese Entscheidung ruhigen Gewissens treffen. Denn vorrangig haben wir sie zum Besten unserer Familie getroffen.
Es gibt meiner Meinung nach einen Unterschied zwischen Arbeit und Berufung. Ich fände es fatal zu sagen: Das, was ich bei Cambio tue, ist der Sinn meines Lebens oder gar meine Berufung. Diese Tätigkeit ist mein Beruf. Aber meine Berufung ist etwas anderes. Ich fühle mich dazu berufen, junge Menschen von einem Leben mit Jesus und von der Bibel zu begeistern. Als etwas, durch das ich meine Mitmenschen so sehen kann, wie ihr Schöpfer es tut. Ich fühle mich dazu berufen, Menschen einen Schritt näher an Gott zu bringen, als sie es vorher waren. Dazu, frei zu leben, um andere in Freiheit zu führen. Dazu, aus der Beziehung zu Gott, dem Allliebenden, zu leben. Dazu, dynamisch, entspannt und gleichzeitig genießend durch mein Leben zu wandeln. Ich bin dazu berufen, mit meinem Leben ein Bild für meinen Freudenbringer zu malen – ein Bild, das Ihm Freude bringt, mit all den Farben, Pinseln und der Leinwand, die Er in mich hineingelegt hat.
Die Arbeit ist nur eines von vielen Facetten meines Lebens, das umzusetzen. Ob ich meine Berufung in Spanien lebe, oder in Deutschland, der Schweiz, Australien, Afrika oder online – das ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Wichtig ist, dass ich diese Leidenschaft, die Gott mir ins Herz gelegt hat, nicht ignoriere und wegleugne, sondern das Potenzial auslebe, das in mir schlummert.
Ob wir bei auf einem Höhepunkt aufhören? Lene und mein Wunsch ist es gewesen, die Insel Ende Juni “auf einem Hoch” zu verlassen. Und zumindest arbeitstechnisch sieht es tatsächlich danach aus:
– Vier vielversprechende junge Menschen stehen für die zu besetzenden Mitarbeitendenposten bei Cambio in den Startlöchern. Vielleicht sogar noch mehr…!
– Das nächste Jahr des Übergangs und das Einarbeiten des neuen Teams ist gestaltet und vorbereitet.
– Die Vereinsfragen sind fast alle geregelt.
– Wir hören auf, bevor eine elende Müdigkeit auftritt, die die wunderbare Arbeit bei Cambio betäuben würde.
Ein, zwei Dinge müssen noch erledigt werden und dann können wir beruhigt sagen: „Wir können Cambio in trockenen Tüchern guten Gewissens übergeben.“ Das ist denke ich ein Höhepunkt.
Und dann? Ein Comeback wie bei Michael Schumacher?
Nun, eher nicht. Vielmehr ein Neuankommen in der neuen alten Heimat Deutschland, ein neues Kennenlernen der neuen Arbeit, die ich hoffentlich nicht heiraten werde, sondern wie bisher als eine Art betrachten kann, meine Berufung auszuleben: Menschen von einem Leben mit Jesus zu begeistern.